WG122 – Briefentwurf an Alma Mahler
Berlin, Mittwoch, 15. oder Donnerstag, 16. Februar 1911
Verzeih mir, aber es scheint
mir, daß Du mich doch nicht
intensif genug liebst, um
die Schwierigkeiten \Widerstände/, die sich
in einem so schwierigen Ver-
hältnis wie dem unseren
ergeben, zu überwinden.
Es gehört ein gewißes
Maß von Betätigung
seiner Empfindung, vor
allem aber Offenheit dazu,
um die geistige Rreine
Schönheit einer solchen
Liebe ungetrübt zu er-
halten
Ich muß Klarheit
haben u kann nicht
im Nebel leben
Kein unbilliges
Verlangen. Bitte.
Deine Briefe haben immer
etwas gequältes, pflichtbewußtes
Um Gottes Willen das nicht.
Wenn Dir meine Liebe irgendwie
zur Last ist, dann bitte sage
es mir offen u. in Deinem
jetzigen Leben, zu dem Du Dich
unter Mühen u Opfern durchrangst
stört, so bitte sage es offen, aber
[am linken Blattrand:]
gieße nicht nach u nach Wasser in Deine Worte
Apparat
Überlieferung
, .
Quellenbeschreibung
1 Bl. (1 b. S.) – Notizblock, kariert.
Druck
Erstveröffentlichung.
Korrespondenzstellen
keine.
Datierung
Die Datierung dieses Entwurfes muss aufgrund fehlender Korrespondenzstellen allein durch den Inhalt rekonstruiert werden. WG122 weist dabei eine starke Nähe zu WG121 vom 15. oder 16. Februar 1911 auf, in dem WG bereits sein Missfallen über AMs spärliche Antworten geäußert hatte. In WG121 heißt es: Verzeih! aber ist es nicht falsch dem anderen Hoffnungen zu machen […] ist es nicht viel besser alles einfach und offen zu sagen, während es in WG122 heißt: Ich muß Klarheit haben u kann nicht im Nebel leben. Als Datierung kann daher derselbe Zeitraum wie bei WG121 angenommen werden, nämlich der 15. oder 16. Februar 1911.
Übertragung/Mitarbeit
(Tim Reichert)